Vom König zum Kaiser

Die Saison letztes Jahr war schon so gut wie vorbei, als ich dem Ruf von Jasmin ins Höllengebirge gefolgt bin. Jasmin war dort mitten drin in einem mörderischen Latschenfeld auf eine Höhle mit dem verheißungsvollen Namen Kaiserschacht gestoßen, in der bereits in den 1970er Jahren u.a. unser (damit mein Hans und mich) Lehrmeister Hermann Kirchmayr durch einige Schächte – darunter auch ein stattlicher 50m Schacht – relativ weit nach unten vorgedrungen war.

Am Schachteinstieg eines weiteren sehr tiefen Schachts stellte man damals dankenswerterweise jegliche Weiterforschungen ein, die Tiefe dieses Schachts wurde auf 90 bis 120m geschätzt.

Im Zuge einer ersten Besichtigungstour schleppten Jasmin und ich 350m Seil sowie einiges an Verankerungsmaterial zum Höhleneingang rauf, bei der mit großer Spannung erwarteten zweiten Tour gings dann die Schächte runter bis zum Endpunkt der damaligen Forschungstouren, dem Einstieg zum geschätzt 90-120m tiefen Schacht.

Die Falldauer von hinuntergeworfenen Steinen ließ große Freude aufkommen, eine Messung mit dem Laser ergab eine Tiefe von ca. 80m, nicht schlecht!
Wir beschlossen trotz Zeitdrucks, den Schacht noch runter zu gehn. Schon nach den ersten Abseilmetern stellte sich zu unserer noch viel größeren Freude heraus, dass es hier direkt nach unten geht, also 80m vollkommen frei ohne Wandkontakt. So was hat man in Höhlen nicht so oft!

Kurz vor Weihnachten passte es dann überraschend nochmal. Bei nicht ganz perfektem Wetter (unten Regen, oben Schneefall) war diesmal auch eine Kamera samt diversem Zubehör mit im Gepäck.
Während des zweistündigen Aufstiegs zum Höhleneingang freuten wir uns über die schöne Winterlandschaft.

Beim Anlegen der Höhlenausrüstung und in den Einstiegsschächten machte uns das schlechte Wetter dann aber doch zu schaffen.
Nachdem wir am Grund des 80m Schachts angekommen waren, folgten wir einem Canyon über mehrere kleinere Schachtstufen noch weiter nach unten, bis ich bei einer Engstelle mein bisher mit Abstand größtes Desaster erfuhr und wir umkehren mussten.
Beim Aufstieg im 80m Schacht nahmen wir uns viel Zeit für Fotos und so kamen wir erst um 2 Uhr früh zum Eingang zurück. Während unserer Tour war es draußen tief winterlich geworden, die Nacht war sternenklar und kalt. Da wir beim Aufstieg im eingangsnahen 50m Schacht ordentlich Wasser abgekriegt hatten, war der Abstieg ins Tal alles andere als angenehm, ziemlich durchgefroren kamen wir schließlich um halb 5 Uhr früh beim Auto an.

Im 80m Schacht haben wir Jasmin´s Aufstieg mit über 160 Fotos dokumentiert und diese Fotos dann Hans zur Weiterbearbeitung gegeben. Echt unglaublich, was er daraus gemacht hat: