Grießkar-Expedition 2014 (2/5) Schichtbetrieb im Biwak

Nachdem Thomas und Lucas noch am Tag des Aufstiegs (Samstag) gegen 21:00 in die Plattenhöhle zum Biwak abgestiegen sind, um die im Vorjahr dort unten eingebauten Seile auszubauen, wollten wir ihnen am Sonntag frühmorgens folgen. Aber bei dem nasskalten Wetter wollte ganz offensichtlich keiner so wirklich raus aus Schlafsack und Zelt, und so wurde aus frühmorgens schließlich 1 Uhr nachmittags.

Überraschende Begegnung tief drin im Berg: Eine Spinne 350 Höhenmeter unter dem Eingang der PlattenhöhleK1600_DSC00007:

Nach etwas mehr als 8 Stunden kamen wir beim verlassenen Biwak an. Wir waren zu fünft, mit Thomas und Lucas sogar zu siebt, insgesamt hatten wir aber nur 3 🙁  Schlafsäcke im Biwak. Wir versuchten, aus den vorhandenen Schlafsäcken einen großen für alle zu bauen, hatten damit aber keinen Erfolg und so machten sich Yann und Yoan nach einer ausgiebigen Rast wieder auf den Weg nach oben, während Bérénice, Janguy und ich im Biwak blieben.

Im Biwak:

Um 4 Uhr früh kamen Thomas und Lucas zurück, Bérénice und Janguy verließen das Biwak, um einen Seitengang zu vermessen. Ich blieb mit Thomas und Lucas im Biwak, da wir im Zuge einer längeren Tour einen neuen Teil vermessen wollten. Um 18:00 brachen wir schließlich auf und die schon lange wartenden Bérénice und Janguy konnten nun endlich ins Biwak rein.

Nach der mir endlos vorkommenden zweiten Schicht im Schlafsack brauchte ich etwas, um wieder in Schwung zu kommen. Viel Zeit dafür hatte ich jedoch nicht, denn wir kamen schon bald in eine sehr hohe, meistens so 1-2m breite und sehr, sehr lange Kluft. Hier war vollste Konzentration gefragt. Erst kurz vor dem Ende der Kluft kamen wir so weit nach unten, dass wir den Kluftgrund bzw. das kleine Bächlein am Kluftgrund sehen konnten.

Auf die lange Kluft folgte ein ordentlich wasserführender Canyon. Wir folgten dem anfangs noch mehrere Meter hohen Canyon, nach einer 15m-Abseilstelle wurde er aber immer niedriger und wurde schließlich zu einem manchmal nur mehr 2-3 m hohen Gang. An den Seitenwänden war zu erkennen, dass hier das Wasser regelmäßig sehr hoch steigt, stellenweise sogar bis an die Decke. Der Gang endet mit einem ca. 8-9m langen und 1/2m tiefen Teich („Siphon 2“). „Siphon 2“ ist der bisher zweit tiefste Endpunkt im Grießkarsystem. Wir machten ein paar Fotos und dann sahen wir zu, dass wir da wieder raus kamen, wir wollten da drin auf keinen Fall von einem Hochwasser erwischt werden.

„Siphon 2“: Es gab leider keinen Luftspalt. Bei der unsicheren Wetterlage und so viele Tage nach dem letzten Wetterbericht wäre es aber sowieso zu riskant gewesen, da rein zu gehen.

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Jetzt machten sich die Anstrengungen des Hinwegs immer mehr bemerkbar und der Rückweg, besonders die lange Kluft, wurde sehr mühsam. Eine uns schon beim Hinweg etwas grenzwertig erscheinende Stelle kam uns nun noch etwas grenzwertiger vor und so opferten wir an dieser Stelle auch noch unser letztes Seil.

Nach fast 16 Stunden kamen wir am Dienstag um 9:45 wieder beim Biwak an. Bérénice und Janguy hatten im Biwak auf uns gewartet und empfingen uns mit warmen Tee. Dann machten sie sich auf den langen Weg nach draußen. Thomas, Lucas und ich legten im Biwak noch eine Schlafschicht ein, am Mittwoch um 00:15 machten sich schließlich auch wir auf den Weg nach draußen . Beim Aufstieg machten wir noch die Topo des „neuen Wegs“ (Hans hätte mich sonst gewürgt), kurz nach 8 Uhr stiegen wir aus der Höhle aus.

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Kommentare

  1. alex

    drei jahre früher entdeckt, und das tier würde nicht „Pseudoblothrus infernus“
    sondern „franz-hans“ oder so heissen 🙂

  2. Autor
    des Beitrages
    Ruehrlinger

    Hallo Alex,
    scharfes Auge, vielen Dank für den Hinweis! Wäre mir nie und nimmer aufgefallen, dass das keine normale Spinne ist. Hans hat mich diesbezüglich auch schon getadelt. Vielleicht handelt es sich hier um den großen Bruder vom “Pseudoblothrus infernus” (oder die große Schwester 🙂 ). Ich verfasse diesbezüglich einen neuen Bericht.

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